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Kölner Institut für angewandte Gesundheitswissenschaften

Erholen Sie sich gut?

Die meisten Berufstätigen können sich nicht richtig erholen! - Ergebnisse einer Internetbefragung

Etwas mehr als 48.000 Frauen und Männer haben auf der AOK - Homepage einen von Prof. Dr. Henning Allmer, gesund e.V. - Kölner Institut für angewandte Gesundheitswissenschaften, entwickelten Erholungstest beantwortet. Die wesentlichen Ergebnisse sind:

  1. Die meisten Berufstätigen (63 %) sind unfähig, sich richtig zu erholen (Erholungsunfähige). Sie schalten nicht rechtzeitig von Arbeit auf Erholung um, können von der Arbeit nicht richtig abschalten, gestalten und planen ihre Erholung nicht aktiv, so dass der erforderliche Ausgleich für körperliche und psychische Belastungen nicht gelingt (Erholungsunfähige). Demgegenüber hat nur jeder Zehnte keine Probleme, sich richtig zu erholen (Erholungsprofi). Sie verschaffen sich ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Arbeit und Erholung und handeln entsprechend ihrer Überzeugung, dass Erholung nicht "von selbst" eintritt, sondern selbst aktiv gestaltet und bewusst organisiert werden kann.
  2. Berufstätigen Frauen (63 %) haben im Vergleich zu Männern (51 %) erhebliche Probleme, sich richtig zu erholen. Sie schieben die benötigte Erholung immer wieder auf und nehmen sich nicht die erforderlichen erholsamen Auszeiten. Bei Frauen kommt die nötige Erholung zu kurz, weil es ihnen nicht leicht fällt, ihre Arbeit zu unterbrechen, um sich zu erholen. Für sie ist wichtig, eine begonnene Arbeit abzuschließen, bevor sie sich eine Pause gönnen. Frauen haben zudem nach der Arbeit mehr Schwierigkeiten als Männer richtig abzuschalten, da sie nach dem Arbeitsalltag noch stark gefordert sind und ihre Erholung durch zusätzliche Belastungen immer wieder beeinträchtigt wird.
  3. Mehr Selbstständige als Angestellte, Beamte und Arbeiter zählen zu den Erholungsunfähigen und vernachlässigen die notwendige Erholung. Aus existentiellen Gründen fühlen sich die Selbständigen in stärkerem Maße ihrer Arbeit gegenüber verpflichtet und dadurch stark in Anspruch genommen, so dass kein ausgewogenes Verhältnis zwischen Arbeit und Erholung entsteht, sondern Arbeit wichtiger genommen wird als Erholung.
  4. Bei allen Altersgruppen gibt es mehr Erholungsunfähige als Erholungsprofis. Der Anteil der Erholungsunfähigen ist bei den mittleren Altersgruppen (31-40 und 41-50) am höchsten und bei den jüngeren (21-30) und älteren Beschäftigen (51-60) am geringsten. Mit zunehmendem Alter steigt der Anteil der Beschäftigten, die zu den Erholungsprofis zu rechnen sind. Daraus kann geschlossen werden, dass mit zunehmender Berufserfahrung den Arbeitsbelastungen gelassener begegnet werden kann und auf eine erholsame Nichtarbeitszeit geachtet wird.

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Fazit

Die wenigsten Berufstätigen wissen, dass Stress entsteht, weil die Erholung zu kurz kommt und die Fähigkeit, sich richtig zu erholen, fehlt. Neuere Untersuchungsbefunde belegen, dass die Unfähigkeit, sich von Arbeitsbeanspruchungen zu erholen, mit Beeinträchtigungen der physischen und psychischen Gesundheit wie psychosomatische Beschwerden und Burnout verknüpft ist. Probleme, von Arbeit auf Erholung und umgekehrt umzuschalten, der abrupte Wechsel von Arbeitsstress auf passives Erholungsverhalten kann im Sinne des 'Entlastungssyndroms' bei einem gefährdeten Kreislauf nicht selten die Ursache von Herz-Kreislauf-Erkrankungen sein. Die meisten Menschen müssen lernen, Arbeit und Muße, Spannung und Entspannung ausgewogen zu gestalten, um psychischen Stress zu vermeiden. Ein wichtiger Stresskiller ist, Erholung genauso ernst zu nehmen wie die Arbeit. Man kann seine Gesundheit erfolgreich schützen, wenn regelmäßig Erholungspausen in den Tagesablauf eingeplant und aktive Erholungsmaßnahmen wie mit dem Fahrrad nach Hause fahren, Spazieren gehen oder Sport treiben gewählt werden. Da die meisten Berufstätigen unfähig sind, sich richtig zu erholen, und nicht wissen, dass die eigene Erholung aktiv gestaltet und geplant werden kann, ist zur Förderung der Gesundheit der Beschäftigten das individuelle Bewusstsein für Erholung zu schärfen und eine institutionalisierte Erholungsberatung zu etablieren. Die Vermittlung von Erholungskompetenz, z. B. in der Ausbildung oder im Rahmen von Fortbildungsseminaren, erscheint als vordringliche Maßnahme der betrieblichen Gesundheitsprävention, um die Beschäftigten zu befähigen, eine gesundheitsförderliche Ausbalancierung von Arbeit und Erholung zu praktizieren.